Über 1000 Jahre Unterregenbach – Auf den Spuren der geheimnissvollen Basilika
Erstelldatum12.07.2023
Das Hällisch-Fränkische Museum zeigt vom 15.7. bis 29.10. 2023 die Sonderausstellung „Über 1000 Jahre Unterregenbach – Auf archäologischer Spurensuche“.
Als man vor mehr als hundert Jahren beim Unterregenbacher Pfarrhaus auf die Grundmauern eine gewaltigen, bisher völlig unbekannten Basilika aus dem 10. Jahrhundert stieß, wurde erstmals der Begriff vom „Rätsel von Unterregenbach“ formuliert. Bis heute wird über das mittelalterlichen Unterregenbach geforscht. Viele Fragen sind unbeantwortet, die Faszination ist geblieben.
Unterregenbach
Unweit von Langenburg führt eine hölzerne Archenbrücke über die Jagst in das abgelegene Unterregenbach, einen idyllischen Weiler mit knapp 60 Einwohnern. Wie Funde belegen, siedelten dort schon vor unserer Zeitrechnung Menschen. Im frühen Mittelalter gewann Unterregenbach zumindest zeitweise überregionale Bedeutung. Eine gewaltige Kirche wurde errichtet, die aber bald schon in Vergessenheit geriet. Dass unter dem Pfarrhaus von Unterregenbach die Reste eines Kirchengebäudes lagen, war bekannt, doch erst beim Neubau des Pfarrhauses 1880 wurde die gesamte Krypta freilegte. Später stieß man bei Grabungen auf die Grundmauern einer romanischen Basilika.
Mit fast 50 Metern Länge und einer Breite von 17 Metern war die auf das 10. Jahrhundert datierte Basilika der größte Kirchenbau ihrer Zeit im Gebiet des heutigen Württemberg. Wie Funde nahelegen, zerstörte schon im 11. Jahrhundert ein Brand zumindest teilweise das Bauwerk. Trotz intensiver Grabungen und Recherchen bleiben bis heute viele Fragen offen. Die Mittelalterfoschung ist hier noch nicht an ihrem Ende angekommen.
Die Saalkirche und die kleine Basilika unter St. Veit
Ebenso spannend wie rätselhaft sind die Befunde von Grabungen unter der heutigen Kirche St. Veit. Dort stieß man auf die Grundmauern einer kleineren Basilika aus der Mitte des 11. Jahrhunderts sowie auf die Reste einer wiederum darunterliegenden noch älteren kleineren Saalkirche, die möglicherweise aus dem 8. Jahrhundert stammt. Außerdem entdeckte man die Skelette von vier Menschen, die dort beigesetzt wurden. DNA-Untersuchungen werden zur Zeit vorgenommen.
Die Ausstellung
Die Ausstellung vermittelt einen Überblick über die bisherigen Erkenntnisse, die zu Unterregenbach gewonnen wurden. Der Einsatz unterschiedlicher Medien zeigt ein Bild von den sich stetig wandelnden sakralen Baudenkmälern und der historischen Siedlung Unterregenbach. Besucherinnen und Besucher können in einem „Labor“ Methoden der Mittelalterarchäologie entdecken. Wie sich unsere Vorstellung vom historischen Unterregenbach im Laufe der Zeit gewandelt hat, zeigt ein weiterer Ausstellungsabschnitt. Dass Mittelalterarchäologie und mittelalterliche Geschichtsforschung nicht abgeschlossen sind, sondern bis in die heutige Zeit anhalten, zeigt, dass nach wie vor viele Fragen rund um Unterregenbach noch nicht beantwortet wurden. So wird gegenwärtig unter anderem der Frage nachgegangen, ob es sich bei der Saalkirche und der kleinen Basilika um eine Klosteranlage gehandelt haben könnte oder sie vielmehr zu einem Herrensitz gehörte. Auch unklar ist, ob die große und kleine Basilika zeitgleich existierten oder sich ablösten. Die Ausstellung geht zwar diesen Fragen nach, vermag sie aber nicht endgültig zu beantworten.
Die Besucherinnen und Besucher erhalten so einen spannenden Einblick in die Aktualität der Mittelalterforschung.
Anlässlich der Eröffnung der Sonderausstellung „Über 1000 Jahre Unterregenbach – Auf archäologischer Spurensuche“ am Freitag, dem 14. Juli 2023, um 18 Uhr im Hällisch-Fränkischen sprechen Oberbürgermeister Daniel Bullinger sowie Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg.
ÜBER 1000 JAHRE UNTERREGENBACH
AUF ARCHÄOLOGISCHER SPURENSUCHE
15. Juli bis 29. Oktober 2023
Infobox:
Westlich von Unterregenbach zeichnen sich ein Wall und Graben der „Alten Burg“ ab, einer Befestigungsanlage, die vermutlich als Fluchtburg diente. Ob und in welchem Zusammenhang sie zur historischen Siedlung Unterregenbach sowie zu den Basiliken stand, ist noch unklar. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts konnten in Unterregenbach bei Ausgrabungen Hinweise auf eine Kirche gefunden werden. Weitere Ausgraben in den 1960er Jahren die sich bis Ende der 1980er Jahre erstreckten, brachten zum Vorschein, dass sich neben der romanischen Kirchen auch eine Siedlung befunden haben muss. Das legen Funde wie Pfostengruben und Feuerstellen nahe, die auf das 8. Jahrhundert hindeuten. Auch Steinhäuser, die sich auf das 11. Jahrhundert datieren lassen, sind nachweisbar. Auch ein Wirtschaftshof, den Forscher als Herrensitz deuten, konnte im Zuge dieser archäologischen Ausgrabungen freigelegt werden. Vermutlich wurde der Sitz im 12. oder 13. Jahrhundert aufgegeben. Ursächlich, so die Annahme der Forscher, sei die Errichtung der benachbarten Burg von Langenburg.
Die zu tage geförderten Bodenfunde stammen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Darunter sind kleine Ringe aus Knochen, die zu Gebetsketten gehörten, geschnitzte Beinplättchen und Metallbeschläge stammen von Kästen, die zur Aufbewahrung von Reliquien dienten. Sogar ein kleiner Messkelch aus dem 11. Jahrhundert hat sich erhalten. Die Klinge eines Rebmessers lässt auf Weinberg schließen, Tonscherben und Metallgeräte zur landwirtschaftlichen Verwendung konnten ebenfalls gefunden werden. Aber auch Gürtelschnallen, Schmuckstücke, Haushaltsgeräte und sogar Spielsteine wurden entdeckt und geben heute einen spannenden Einblick in den Alltag der Bewohner von Unterregenbach.