IT-Struktur: Die Zukunft ist Open Source
Erstelldatum06.08.2024
Gründe, warum die IT-Abteilung der Stadtverwaltung nicht von dem weltweiten IT-Systemausfall aufgrund eines Update eines Sicherheitstools des Unternehmens Cloud-Strike betroffen war.
Es ist knapp zwei Wochen her, als weltweit Schlagzeilen vom größten IT-Systemausfall, den es je gegeben hat, die Runde machten. Flugzeuge konnten nicht abheben, Krankenhäuser mussten Operationen absagen, Verwaltungen waren nicht handlungsfähig. Verursacher des Problems war das Update eines Sicherheitstools des Unternehmens Cloud-Strike, das als Ergänzung zum Windowssystem bei einem Systemupdate ausgetauscht wurde. Die Verwaltung der Stadt Schwäbisch Hall war nicht von den Schwierigkeiten betroffen.
Alleinstellungsmerkmal im kommunalen Umfeld
Michael Höfner ist Abteilungsleiter der Städtischen IT. Er erklärt: „Seit über 20 Jahren laufen bei der Stadt Schwäbisch Hall alle Clients konsequent unter Linux. Dieses Alleinstellungsmerkmal zeichnet Schwäbisch Hall im kommunalen Umfeld aus. Dass Problem, dass unsere Systeme aufgrund des Cloud-Strike Updates lahmgelegt werden können, haben wir nicht.“ Doch nur weil Hall nicht Microsoft basiert arbeitet, heißt es nicht, dass nicht auch Probleme entstehen können. Höfner erklärt: „Bei Open Source Produkten ist der Code, mit dem sie programmiert wurden, öffentlich – jeder kann ihn einsehen, prüfen und checken, wo ggf. Probleme lauern könnten. Wir profitieren hier enorm vom Schwarmwissen vieler fähiger Programmierer und dem viele Augen Prinzip.“ Der Erfolg gab ihm bisher recht: „Da die Anwendungen stetig weiterentwickelt werden, haben wir bislang nur sehr wenig Probleme mit Updates gehabt.“ Höfner ist wichtig zu betonen, dass Open Source nicht automatisch kostenfrei ist. Außerdem ist für viele Firmen Open Source ein Geschäftsmodell – zwar ist die Software kostenlos, der Support jedoch ist kostenpflichtig und darauf basiert das jeweilige unternehmerische Handeln.
Kaum Unterstützung, aber auch eine Chance
Und was, wenn es doch mal zu einem Systemausfall kommt? Wichtig sei es, so sagt der IT-ler, eine gut eingespielte Backup-Strategie und ein kompetentes Team zu haben.
Verschiedene Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass Öffentliche Verwaltungen aufgrund der Masse an sensiblen persönlichen Daten mit denen hier gearbeitet wird im Fokus von Angreifern liegen und die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit durchaus mehrere Monate dauern kann. Doch wer auf plattformunabhängige Lösungen und Open-Source basierte Betriebssysteme setzt, ist oft auf sich allein gestellt. Es gibt von Bund und Land kaum Unterstützung für solche Lösungen. Dies macht den Betrieb der Fachanwendungen zu einer Herausforderung. Hierfür gibt es in der Regel keine pauschale Lösung, sondern es handelt sich in vielen Fällen um Einzelfallentscheidungen. Doch darin liegt auch eine Chance. „Unsere Abteilung ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Wir setzen viel auf die Ausbildung unserer eigenen Leute. Gerade für junge Menschen ist es spannend, in einem Umfeld zu arbeiten, in dem sie sehen, dass eigene Lösungen und kreative Ideen wertgeschätzt werden und neue Konzepte zum Tragen kommen. Das können wir aufgrund unserer Open Source basierten Herangehensweise bieten.“ Allerdings, ergänzt Höfner, brauche es dafür ein hohes Maß an Expertenwissen. „Sich das anzueignen und ein echter Profi auf einem wenig bestellten Feld zu sein, ist für viele attraktiv.“ Vier junge Menschen bildet er derzeit mit seinem Team aus und die Digitalisierung schreitet voran. Auch in der Zukunft, weiß Höfner, wird es in seiner Abteilung Wachstumspotential geben.
Jeder hat ein Linux
Höfner ist sich sicher: „Linux ist die Zukunft der Betriebssysteme in der Verwaltung. Es gibt Bestrebungen, mit der Phoenix-Suite ein Betriebssystem für öffentliche Verwaltungen auf Linuxbasis zu entwickeln.“ Inzwischen, so der Fachmann, gebe es weltweit ohnehin deutlich mehr linuxbasierte Geräte als Geräte die auf anderen Betriebssystemen laufen. „Fast jeder hat ein Linux-Gerät zu Hause, nur wissen die meisten Menschen nicht davon. Die meisten Tablets, Smartphones, Mediaplayer, Fernseher, im Prinzip alle „smarten“ Haushaltsgeräte sind linuxbasiert.“
Und wie war die Umstellung auf Linux in Schwäbisch Hall? „Es braucht die Akzeptanz der Mitarbeiterschaft, für solche großen technischen Veränderungen. Dann kann das klappen.“ Zudem muss die Nutzeroberfläche intuitiv bedienbar sein. Auch dürfen keine technisch relevanten Probleme auftreten, beispielsweise beim im- und exportieren von Formaten. „Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Formatkompatibilität von LibreOffice zu anderen Betriebssystemen sehr gut ist und kaum Probleme darstellt.“
Infobox:
Cloud-Strike ist ein Unternehmen, dass Sicherheitssoftware für Microsoft anbietet. Eben dieser Sicherheitslayer des Windows-Betriebssystem wurde durch ein Update beschädigt, was das Starten des Betriebssystems verhindert hat. Grundsätzlich können Update-Probleme auch bei anderen Betriebssystemen auftreten, Linux hat hier jedoch ein gänzlich anderen technischen Ansatz bei der Bereitstellung von Updates. Dadurch sind solche Probleme sehr viel unwahrscheinlicher.
Weitere Informationen: FB Organisation & IT