Kocherfund: Schulklasse übergibt Wehrmachtsdolch an HFM
Erstelldatum23.10.2024
Zwei Schüler der Johannes-Brenz-Gemeinschaftsschule überreichten dem Hällisch-Fränkischen Museum kürzlich einen Dolch aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Zwei Schüler der Klasse 6c der Johannes-Brenz-Gemeinschaftsschule Schwäbisch Hall überreichten dem Hällisch-Fränkischen Museum (HFM) kürzlich einen Dolch aus der Zeit des Nationalsozialismus. Bereits Ende Juli hatten die beiden Schüler Cedric Alber und Tim Schieber den Dolch bei einem Schulausflug gefunden. „Wir spielten gerade im Wasser des Kochers, als ich merkte, dass ich fast auf etwas getreten wäre. Ich habe zuerst gedacht, es sei einfach nur ein Stock.“, so Tim Schieber. Die beiden merkten schnell, dass es sich um etwas anderes handelte. Cedric Alber meinte dazu:„Wegen dem ganzen Rost konnten wir nicht viel erkennen. Mir ist aber sofort das Hakenkreuz am Griff aufgefallen. Da wussten wir, dass wir etwas Ungewöhnliches in den Händen halten.“ Gemeinsam mit der Lehrerin Ribanna Tsehaye wurde entschieden, den Dolch dem Hällisch-Fränkisches Museum zu übergeben.
Bei der offiziellen Übergabe wollten die ehrlichen Finder wissen, worum es sich bei dem Dolch handelt und wie dieser in den Kocher gekommen sein könnte. Lorenz Hafner, wissenschaftlicher Volontär am Hällisch-Fränkischen Museum, wusste einiges zu erzählen: "Nach bisherigen Recherchen handelt es sich um den Dolch eines Luftwaffenoffiziers der Wehrmacht, welcher um 1937 in Solingen gefertigt wurde. Es ist stark davon auszugehen, dass der Besitzer des Dolches diesen gegen Kriegsende oder in der Zeit danach im Kocher entsorgt hat, um seine Rolle im nationalsozialistischem Regime zu vertuschen." Da sich in Hessental ein Fliegerhorst der Luftwaffe der Wehrmacht befand, liegt nahe, dass der Besitzer des Dolches dort stationiert war.
Was passiert nun mit den Dolch, den die beiden Schüler an das HFM übergeben haben?
Museumsleiterin Dinah Rottschäfer informiert: "Nachdem der Dolch in das Inventar des Museums aufgenommen wurde, soll er einen festen Platz in der Abteilung zum Nationalsozialismus im HFM erhalten. Es ist ein besonderes Stück Zeitgeschichte."
Als Dankeschön wurden die beiden Finder mit einem kleinen Geschenk durch das Museum belohnt. Außerdem ist vorgesehen, für die gesamte Klasse 6c der Johannes-Brenz-Gemeinschaftsschule eine kostenlose Führung im Hällisch-Fränkischen Museum durchzuführen.
Hintergrundinformation
Die Beseitigung von Akten und Objekten, die den Besitzern nach Kriegsende Probleme mit der alliierten Justiz hätten bereiten können, war nicht unüblich: So fanden Schüler der Waldorfschule Schwäbisch Hall im Sommer 2018 eine Büste Hitlers im Kocher, welche mit großer Sicherheit dort „entsorgt“ wurde. Die Büste wurde ebenfalls an das HFM überreicht.
Ein weiteres Beispiel ist ein Porträt Hitlers, über das nach Kriegsende ein moderner Kunstdruck geklebt wurde.
Weitere Informationen: Hällisch-Fränkisches Museum