Neuzugang: Überraschender Fund bereichert nun HFM
Das Hällisch-Fränkische Museum hat einen besonderen Neuzugang zu verzeichnen: es handelt sich dabei um einen wertvollen Pokal, der als „Hansel im Keller“ bezeichnet wird.
In der Mitte des Trinkgefäßes befindet sich ein Hohlraum mit einer Figur, die auf einem Schwimmer steht. Wird das Gefäß mit einer Flüssigkeit gefüllt, steigt der „Hansel“ nach oben und erhebt sich aus dem „Keller“ in der Mitte des Pokals. Solche Zeremoniengefäße wurden im 17. Jahrhundert verwendet, wenn ein neues Mitglied in eine Gemeinschaft aufgenommen wurde. Ein Zusammenschluss von Kaufleuten in Schwäbisch Hall hatte den „Hansel im Keller“ möglicherweise zu diesem Zweck erworben.
Noch interessanter als der Pokal selbst ist allerdings die Geschichte, die sich dahinter verbirgt:
Bis 1981 befand sich der Pokal im Besitz des Bunds der Selbstständigen Schwäbisch Hall. Danach verlor sich seine Spur für mehrere Jahrzehnte. „Wiederentdeckt“ wurde der Pokal erst 43 Jahre später: Im Oktober 2024 ließ die Leiterin des Stadtarchivs, Elisabeth Fischer, einen seit Jahrzehnten verschlossenen Tresor, für den kein Schlüssel mehr existierte, von einer Spezialfirma öffnen. Zum Vorschein kam unter anderem der „Hansel im Keller“. Zuerst war unklar, worum es sich bei dem Pokal handelt.
Nach intensiver Recherche und dem Einbezug der Goldschmiedespezialistinnen Birgit Schübel und Heike Zech des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg konnten seine Herkunft und seine Geschichte allerdings rekonstruiert werden. Der Haller Fotograf Herbert Fahr half durch Makroaufnahmen die wenige Millimeter große Punzierungen und Meisterzeichen aufzulösen. Der vergoldete Pokal aus Silber stammt aus der Werkstatt des Nürnberger Goldschmiedemeisters Johann Höfler und konnte anhand stilistischer Merkmale sowie des Meisterzeichens auf die Jahre zwischen 1658 und 1660 datiert werden. Heute existieren insgesamt nur noch zehn Pokale dieses Typs, was den „Hansel im Keller“ als einzigartigen Schatz in der Sammlung des Hällisch-Fränkischen Museums auszeichnet.
Der Pokal kann momentan im Foyer des Museums besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen: Hällisch-Fränkisches Museum