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Schwäbisch Hall

Follow me – Kunst und Krieg in Langzeitkonflikten: Ausstellung im HFM

Artikel vom 19.08.2021

Der in Dresden lebende Künstler Til Ansgar Baumhauer präsentiert im „Wintergarten“ des Hällisch-Fränkischen Museums eine Werkserie, die sich mit Gewalterfahrung und deren Visualisierung sowie der Vermittlung über kulturelle Grenzen hinweg befasst. Dabei werden Arbeiten von Cesar Fausto Ugsha Cuyo (Ecuador), Phool Patti (Pakistan), Mohamed und Arslan Iqbal (Pakistan), Paint Syndikat (Deutschland/China) und anderen gezeigt.

Ausgangspunkt für Baumhauers transkulturelle Recherchen und künstlerische Kooperationsprojekte ist eine groß angelegte Studie zur Verbildlichung von Gewalterfahrung in Langzeitkonflikten. Dabei stellte der Künstler den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) einem heutigen Konfliktplatz gegenüber, mit dem er als archäologischer Zeichner 2009–2011 unmittelbar in Kontakt gekommen war: Afghanistan. Ein Land, das seit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen 1979 nicht mehr zur Ruhe gekommen ist. Die Gegenüberstellung ist nicht willkürlich gewählt, sondern vor dem Hintergrund der Diskussion in den Konfliktstudien und Politikwissenschaften naheliegend. Denn die Strukturen sogenannter Neuer Kriege in den Krisenregionen der Welt weisen unmittelbare Ähnlichkeiten zum Dreißigjährigen Krieg auf.

Til Ansgar Baumhauer nahm dies zum Ausgangspunkt, Künstlern die Frage zu stellen, ob sich Gewalterfahrung und deren Darstellungen in andere Kulturen vermitteln lassen.

Die Ausstellung beruht auf der Radierung „Der unerwartete Überfall“ des Augsburger Künstlers Hans Ulrich Frank (1603–1680), die eine Gewaltszene aus dem Dreißigjährigen Krieg gegen Zivilisten zeigt. Leonhard Kern (1588–1662), der virtuose Barockbildhauer, der während der Kriegsjahre in der Reichsstadt Hall gelebt und gearbeitet hat, verarbeitete diese Szene ebenfalls in einer Skulptur. Baumhauer bat Kunstschaffende aus verschiedenen Kulturkreisen, dieses Motiv ihrem Verständnis sowie ihren eigenen Kulturen nach umzusetzen.

Gezeigt werden beeindruckende Varianten dieses Mythos durch Künstler und Gestalter aus Südamerika und verschiedenen Regionen Asiens. Die Interaktion mit den Künstlern und Kunsthandwerkern sieht Baumhauer als Teil der Kunstpraxis. Der Betrachter wird konfrontiert mit einer Ästhetik, die sich nicht immer an die westlichen Parameter von Schönheit und Gestaltung anschließen lässt.

Ergänzt werden die Darstellungen durch drei kalligraphische Arbeiten, denen das 1636 entstandene Gedicht „Tränen des Vaterlandes“ von Andreas Gryphius (1616–1664) als Vorlage diente.

Im Rahmen der Ausstellung, die noch bis 3. Oktober 2021 zu sehen ist, wird Til Ansgar Baumhauer am Sonntag, 26. September, um 14.30 Uhr zu einem Künstlergespräch im Hällisch-Fränkischen Museum zu Gast sein.

Mehr Infos gibt es auf der Homepage des Hällisch-Fränkischen Museums.
 

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