Themenreihe: Autismus in der Schule
Erstelldatum28.11.2022
Mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörer informierten sich beim Vortrag „Herausforderung Schule – Wie kann man mit Autismus leben?“
"Ich freue mich, Sie zum zweiten Themenabend Autismus in diesem Jahr begrüßen zu können. Nachdem die Vortragsreihe der Bildungsregion im letzten Jahr digital erfolgte, ist es bereichernd, das Format nun wieder in Präsenz anbieten zu können und in den direkten Austausch miteinander gehen zu können“, begrüßte Lars Piechot, Geschäftsführer der AWO Schwäbisch Hall die mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörer in der Aula im Schulzentrum Ost zum Vortrag:
„Herausforderung Schule – Wie kann man mit Autismus leben?“ Zu diesem Thema referierten an diesem Abend mehrere Expertinnen und Experten.
Meryem Erkisa-Klittich und Alexandra Schäfer, Autismusbeauftragte des Landkreises, informierten über Autismus in der Schule sowie den Nachteilsausgleich. Schülerinnen und Schüler sind täglich mit vielen Eindrücken und Herausforderungen konfrontiert: der Geräuschpegel in der Klasse, Wechsel der Lehrkräfte sowie Unterrichtsräume, Tausch von Unterrichtsstunden und vielem mehr. Schülerinnen und Schüler mit einer Autismus-Spektrum-Störung können damit oftmals nicht umgehen und sind durch die vielen Reize überfordert.
Eltern können für ihre Kinder in diesen Fällen einen Nachteilsausgleich stellen. Die Initiative hierfür kann von Eltern, Lehrkräfte oder Fachärzte kommen. Der Beschluss über die mögliche Gewährung eines Nachteilsausgleichs ist Aufgabe der Klassen- oder Jahrgangsstufenkonferenz unter Vorsitz der Schulleitung. Die beschlossenen Maßnahmen sind für alle Lehrkräfte der Klasse bindend. „Die Maßnahmen dürfen im Zeugnis nicht vermerkt werden“, klärte Meryem Erkisa-Klittich auf. „Maßnahmen sind beispielsweise einen geeigneten Sitzplatz festzulegen oder Zeitverlängerungen oder Pausen bei Klassenarbeiten zu ermöglichen.“ Am Ende stellte Alexandra Schäfer weitere Unterstützungsmöglichkeiten vor und ergänzte:„Informationen über die Autismusberatung und Ansprechpartner finden Sie auf der Homepage des Staatlichen Schulamts Künzelsau.“
Im zweiten Teil des Vortrages stellte der Trägerverbund der Schulbegleitung – bestehend aus der AWO Schwäbisch Hall, der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort und der St. Raphael Kinder-und Jugendhilfe – die Schulbegleitung als Unterstützungsmöglichkeit für Kinder und Jugendliche im Schulalltag dar.
Das Publikum erfuhr von Tanja Knupfer, Teamleitung Schulbegleitung bei der Haller AWO, dass Schulbegleitung für junge Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung als Hilfe zur Inklusion einerseits unter die Eingliederungshilfe fällt, zugleich jedoch auch eine Jugendhilfeleistung ist, die über das Jugendamt beantragt werden muss. Das hierfür erforderliche Hilfeplanverfahren wurde vorgestellt. Es wurde erläutert, dass jede Schulbegleitung genau auf den Bedarf des jeweiligen Kindes zugeschnitten wird. „Schulbegleitung gibt es somit an allen Schularten in den unterschiedlichsten Begleitumfängen mit individuellen Zielsetzungen. Bei allen Begleitungen steht die Förderung zur Selbständigkeit im Vordergrund“, informierte Knupfer.
Darüber hinaus gab Reina Stuck, Schulbegleiterin der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort, detailliert Einblicke in die praktischen Methoden der Schulbegleitung. Es wurde deutlich, wie verschieden die Herausforderungen für Autistinnen und Autisten im Kontext Schule aussehen können, was für Blockaden und Ängste vorhanden sein können und wie diesen mir professioneller Unterstützung begegnet werden kann. Reina Stuck machte deutlich, dass es Geduld, fachlicher Handlungsweisen, Kenntnisse über die jeweilige seelische Beeinträchtigung und nicht zuletzt einer guten Kooperation zwischen dem System Schule, der Schulbegleitung und den Eltern bedarf, damit das betroffene Kind mehr und mehr Selbständigkeit erlangen kann und um das Kind zu befähigen, letztendlich den Schulalltag alleine bewältigen zu können.
Auf die außerschulischen Fördermöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen mit der Diagnose Autismus ging anschließend Susanne Seeger vom Verein Autismus Schwäbisch Hall e.V. ein. Sie beleuchtete die Möglichkeiten aufgegliedert in die verschiedenen Kostenträger: Krankenkassen, Landratsamt und Selbstzahlleistungen. „Bei der Suche nach Fördermöglichkeiten spielt die Selbstfürsorge und Entlastung, sowie die Anleitung der Eltern auch eine wichtige Rolle“, betonte Seeger. „Genauso ist es wichtig, die jungen Menschen nicht mit zu vielen Terminen zu überfordern, sondern die individuell passenden Therapien und Aktivitäten zu wählen. Hierzu sollten sich die Angehörigen von Fachleuten und anderen Betroffenen beraten lassen.“ Dafür sei auch der Verein Autismus Schwäbisch Hall e.V. da.
Die Themenreihe „Autismus - Leben - gestalten“ ist eine gemeinsame Veranstaltung der Bildungsregion Schwäbisch Hall, der Volkshochschule Schwäbisch Hall, den Offenen Hilfen im Landkreis Schwäbisch Hall, der AWO Schwäbisch Hall, dem Verein Autismus Schwäbisch Hall e.V., der St. Raphael Kinder- und Jugendhilfe sowie der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort.
Weitere Informationen über die Bildungsregion Schwäbisch Hall gibt es unter www.schwaebischhall.de/bildungsregion