Die Geschichte des Stadt- und Hospitalarchivs
Der Ursprung des heutigen Stadtarchivs ist die bereits im Mittelalter vorhandene Registratur der Reichsstadt. Die im Rathausgewölbe in hölzernen Schränken verwahrten Urkunden, Bände und Briefschaften sollte man „getreulich verwahren, damit die nit umbkommen oder denselben ainiger Schad oder Nachtail zugefügt“, wie es um 1500 heißt. Mit dem 1665 erstmals genannten Begriff „Archiv“ war ursprünglich nur ein besonderer Raum gemeint, in dem wichtige Urkunden aufbewahrt wurden. Die Bezeichnung wurde später auf den Gesamtbestand übertragen. Als Geschichtsquellen sah man diese Dokumente nicht; sie dienten der Sicherung von Rechtsansprüchen.
Um 1700 wurden die Archivalien im Städttor, auf dem (alten) Rathaus und der Kanzlei verwahrt. 1717 verlegte man das Urkundenarchiv aus dem Städttor in das Erdgeschoss der Jakobskirche; den großen Stadtbrand von 1728 überstand es unbeschadet, ebenso die Unterlagen aus den abgebrannten Gebäuden, die man rechtzeitig gerettet hatte. Das Spitalarchiv erlitt gleichfalls keine übermäßigen Schäden. Nach dem Neubau des Rathauses an Stelle der Jakobskirche wurden Archiv und Registratur dort untergebracht. An diesem Standort im Kellergeschoss des Rathauses blieb das Archiv bis in die 1960er Jahre.
Zum großen Einschnitt wurde das Ende der Reichsstadtzeit 1802 und die folgende Vernachlässigung. Dokumente, die sich auf Herrschaftsrechte bezogen, kamen in das Stuttgarter Staatsarchiv, um den Rest kümmerte sich ab 1830 der „Archivar“ Valentin Schloßstein, der das Archiv zu ordnen und „unwichtiges“ auszusortieren hatte – letzteres aus heutiger Sicht eine Katastrophe, da dem 11 Tonnen als „Altpapier“ vernichtete Akten und Urkunden zum Opfer fielen. Was übrig blieb, wurde als „gemeinschaftliches Archiv“ geführt, was bedeutet, dass sich die Stadt Schwäbisch Hall und der württembergische Staat die Eigentumsrechte teilten. Erst der allmähliche Beginn der Stadtgeschichtsforschung um 1900 weckte das Archiv im Rathauskeller aus seinem „Dornröschenschlaf“. Erster, ehrenamtlicher Stadtarchivar war einer dieser Forscher, der Buchhändler Wilhelm German. Glücklicherweise überstanden die Archivalien den Brand des Rathauses am 17. April 1945 im wesentlichen unbeschädigt – auch ein Verdienst des Archivars Wilhelm Hommel, der mit einigen Helferinnen vom Löschwasser durchnässte Akten und Bücher trocken föhnte.
Seit 1959 ist das Stadtarchiv hauptamtlich besetzt; auf Dr. Paul Schwarz folgten Dr. Kuno Ulshöfer (1965–1984), Manfred Akermann (1985–1993), Dr. Andreas Maisch (1993–2023) als Leiter. Seit Mai 2024 steht Elisabeth Fischer dem Stadtarchiv als Leiterin vor. Die Arbeit im Archiv hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert und erweitert. Aufgrund des starken Wachstums – u.a. um die Archive der eingemeindeten Ortschaften und die Akten und Bände der Stadtverwaltung des 19. und 20. Jahrhunderts – zog das Stadtarchiv aus dem Rathauskeller in das Nebengebäude Am Markt 5. Seit Ende der 1980er Jahre dient der ehemalige Beginenkonvent im Nonnenhof, eines der schönsten Fachwerkhäuser Schwäbisch Halls, als Außenstelle. Eine Herausforderung der nächsten Jahre wird die digitale Langzeitarchivierung sein, also die Sicherung des zunehmend nur noch digital vorliegenden Schriftguts für die Nachwelt.