HFM: Neue Sonderausstellung "ART · GOÛT · BEAUTÉ"
Erstelldatum10.07.2020
ART · GOÛT · BEAUTÉ: Träume vom glücklichen Leben in der Zeit des Art Déco. Die neue Sonderausstellung des Hällisch-Fränkischen Museums zeigt Bücher und Zeitschriften aus der Sammlung Lucius, ab dem 19. Juli 2020.
Der Titel der neuen Sonderausstellung im Hällisch-Fränkischen Museum ist von einem Luxusjournal übernommen, das zwischen 1921 und 1933 in Paris erschien. Die Jahre zwischen dem Ersten Weltkrieg und kurz nach der Weltwirtschaftskrise waren die Blütezeit des Art Déco. Die erwähnte Zeitschrift ist in diesem Stil gestaltet, und die Begriffe im Titel – Kunst, Geschmack und Schönheit – charakterisieren treffend diese aus dem Jugendstil hervorgegangene Kunstform, deren Zentrum in der französischen Hauptstadt lag. Finesse und Schönheit, Luxus und Extravaganz kennzeichnen die vor allem in der angewandten Kunst angesiedelten Produkte des Art Déco. Zeit- und Gesellschaftskritisches bilden die absolute Ausnahme, ein positives, ja ein gehobenes Lebensgefühl wird vermittelt.
Die in der Ausstellung gezeigten, fast ausschließlich druckgraphischen Erzeugnisse richteten sich an eine dünne Schicht von Wohlhabenden, dennoch waren sie populär und sind es noch immer. Sie lassen nicht den leisesten Hauch der damaligen sozialen Spannungen spüren, selbst die in den Kriegsjahren gedruckten Blätter geben eine heile Welt wieder. Vermittelt die Ausstellung somit ein falsches Bild der Zeit, ein Bild, das lediglich unsere Vorstellung der Roaring Twenties, der Années Folles oder Goldenen Zwanziger bestätigt? Sicherlich nicht! Das Museum beschränkt sich bewusst auf eine Facette der Kunst jener Jahre.
Dank der mit großer Kennerschaft zusammengetragenen Sammlung von Akka von Lucius und Professor Dr. Wulf-D. von Lucius ist es möglich, den Besucherinnen und Besuchern des Museums einen Überblick über die graphische Kunst des Art Déco zu gewähren. Die Sammlung ist so klug angelegt, dass nicht nur die Vielfalt der formal-gestalterischen Möglichkeiten aufgezeigt wird, sondern es können auch die wesentlichen Themenschwerpunkte vorgestellt werden, denen das Interesse der Künstler beziehungsweise ihres Publikums galt.
Die Ausstellung gewährt Einblick in eine spannende Zeit und macht sichtbar – zumindest aus einer Perspektive –, was die Menschen damals bewegte und wovon sie träumten. Dabei werden durchaus gesellschaftliche Veränderungen sichtbar, die bis heute relevant sind: etwa das sich wandelnde Frauenbild, die Einbeziehung von technischem Fortschritt in die Kunst, moderne Werbung und Reklame und vieles mehr. Und kann nicht erst vor diesem Hintergrund sozialkritische und avantgardistische Kunst verstanden werden?
Es ist rund hundert Jahre her, dass sich das Art Déco zu seinem Höhepunkt entwickelt hat. Grund genug für die Ausstellung. Und vielleicht ist gerade jetzt, inmitten der Coronakrise, ein günstiger Zeitpunkt, die von einem positiven Lebensgefühl getragenen Arbeiten der Öffentlichkeit vorzustellen.
Die Ausstellung ist vom 21. Juli bis zum 20. September 2020 in den Sonderausstellungsräumen des Museums zu sehen (Dienstag bis Sonntag, von 10 bis 17 Uhr). Zur Ausstellung ist eine 28-seitige, reich bebilderte Broschüre erschienen, die an der Museumskasse erworben werden kann.
Eine festliche Eröffnung der Ausstellung ist wegen der Einschränkungen infolge der Coronakrise nicht möglich. Dennoch bieten wir am Sonntag, dem 19. Juli 2020, von 14 bis 17 Uhr kleinen Gruppen die Möglichkeit, einen Blick in die Ausstellung zu werfen. Das Sammlerehepaar von Lucius und die Kuratorin der Ausstellung, Micaela Kranich, werden den Besucherinnen und Besuchern für Fragen zur Verfügung stehen.
Am Sonntag, dem 19. Juli 2020, geht außerdem die viel beachtete Ausstellung „Walter Schuch (1920 – 1985) – unterwegs mit Pinsel, Stift und Farbe“ im „Wintergarten“ zu Ende. Der Haller war nicht nur ein erfolgreicher Architekt, sondern auch ein hervorragender Künstler, wie die ausgestellten Arbeiten zeigen. Seine beiden Söhne Georg und Walter Schuch, Architekten wie der Vater, werden am Sonntag, dem 19. Juli 2020, ebenfalls von 14 bis 17 Uhr im Museum anwesend sein und den Besuchern das künstlerische Werk ihres Vaters vorstellen.
Innerhalb der Gebäude des Hällisch-Fränkischen Museums besteht Maskenpflicht. Da die Besucherzahl im Musem begrenzt ist und es zu Wartezeiten kommen kann, tritt bei trockenem Wetter im Hof des Museums das Saxophonquartett der Schwäbisch Haller Musikschule (Joa Kindermann, Altsaxophon, Sina Leu, Altsaxophon, Paul Limbacher, Tenorsaxophon, und Rena Tietz, Baritonsaxophon) unter der Leitung von Susanne Kolb zweimal auf.