Jaroslav Rudiš ist Comburg-Stipendiat 2021
Erstelldatum02.09.2021
Vergangene Woche reiste Jaroslav Rudiš in der Delegation des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Zug von Berlin nach Prag – Ende des Jahres kommt er nach Schwäbisch Hall.
Der Schriftsteller Jaroslav Rudiš erhält das Comburg-Stipendium Schwäbisch Hall für das Jahr 2021. Er wird ab Ende November für vier Wochen im Kloster Comburg zu Gast sein und den Preis von 5.000 Euro entgegennehmen. Gerade hat er monatelange Fahrten für sein Buch „Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen“ beendet. „Ich freue mich endlich mal aus dem Zug auszusteigen und auf der Comburg meinen neuen Roman zu schreiben, der von der Elbe handeln wird“, verrät Rudis. Kulturbeauftragte Ute Christine Berger hat den Autor schon länger im Blick und der Jury des Stipendiums vorgeschlagen.
Jaroslav Rudiš, geboren 1972 in der Tschechoslowakei, lebt heute in Lomnice nad Popelkou und Berlin. Er ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramatiker und Musiker. Er studierte Deutsch und Geschichte in Liberec, Zürich und Berlin und arbeitete unter anderem als Lehrer und Journalist. Er veröffentlichte „Der Himmel unter Berlin“ „Grand Hotel“, „Vom Ende des Punks in Helsinki“ und „Nationalstraße“. 2019 war er mit dem Roman „Winterbergs letzte Reise“ – das erste Buch, das er auf Deutsch verfasst hat – für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. 2020 erhielt er dafür den Chamisso-Preis.
Zudem publizierte Rudiš die Graphic Novels „Alois Nebel“ (mit Jaromír 99) und „Nachtgestalten“(mit Nicolas Mahler). Rudiš Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und verfilmt.2012/13 hatte Rudiš die Siegfried-Unseld-Gastprofessur an der Humboldt-Universität zu Berlininne. Er erhielt 2014 den Usedomer Literaturpreis und 2018 den Preis der Literaturhäuser. Ende September erscheint seine „Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen“im Piper Verlag.
Jaroslav Rudiš wurde das Zugfahren in die Wiege gelegt: Sein Großvater war Weichensteller, sein Onkel Fahrdienstleiter und sein Cousin Lokführer. In seinem Buch begibt er sich im Takt der Schienen durch Europa: von Berlin bis zum Gotthardtunnel, mit der Semmeringbahn von Wien bis Triest, im Nachtzug durch Polen und die Ukraine sowie im tschechischen Speisewagen von Hamburg nach Prag. Er widmet sich den schönsten Bahnhöfen, den Kathedralen des Verkehrs, und verrät, in welchen Bahnhofskneipen man zünftig essen kann. Dabei verwebt er ganz nonchalant die Historie der Eisenbahn mit den Geschichten der Menschen, denen er begegnet.
Das ehemalige Benediktinerkloster Comburg ist heute Außenstelle des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung des Landes Baden-Württemberg. Die Comburg stellt für das Stipendium die Unterkunft zur Verfügung, die Stadt Schwäbisch Hall stiftet das Preisgeld von 5.000 Euro.
Bisherige Comburg-Stipendiat*innen: Ulf Erdmann Ziegler, Ilija Trojanow, Felicitas Hoppe, Christoph Peters, Judith Schalansky, Finn-Ole Heinrich, Anila Wilms, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Monika Zeiner, Tilman Rammstedt, Mariana Leky, Abbas Khider, Nino Haratischwili.